Letzte Woche war ich mit meinem Papa in Bentheim im Haus Westerhoff, einem sehr alten Ackerbürgerhäuschen, in dem das Ehepaar Mann eine Druckwerkstatt eingerichtet hat.
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Eingangsbereich |
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Küche |
Dort hat man die Möglichkeit, seine Tetrapak-Radierungen auf Papier drucken zu lassen. Ich selber habe mich an dieser Technik noch nicht versucht, aber mein Papa war fleißig und hat zwei Motive in Eistee-Verpackungen aus Tetrapak geritzt, die jetzt auf Papier gedruckt werden sollten.
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Tetrapak-Druckplatte mit Schepken Christi |
Das erste Motiv ist das sogenannte "Schepken Christi", das Logo der Evangelisch-reformierten Kirche. Die Umschrift "Godts Kerk vervolgt verdreven heft Godt hyr Trost gegeven" hat er dabei in Spiegelschrift eingezeichnet. Mit dieser Druckplatte geht es jetzt los.
Und das ist das Material, das man dafür benötigt: Farben, Zahnbürsten,...
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Materialkiste |
... Telefonbücher...
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Telefonbuchseiten und Zeitungspapier |
... und Einmal-Handschuhe, die man öfter als einmal benutzt und zwischendurch zum Trocknen auf die Leine hängt.
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mehrfach verwendete Einmal-Handschuhe |
Papa hat sich für die schöne dunkelbraune Farbe "Sienna gebrannt" entschieden, die das fertige Druckergebnis aussehen lässt, als sei es mindestens hundert Jahre alt.
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Druckfarbe aufbringen |
Dazu wird die Farbe mit etwas Öl verdünnt und dann mit einer Zahnbürste gewissenhaft bis in jede noch so kleine Vertiefung auf der Druckplatte eingerieben. Doch nicht nur die Vertiefungen, sondern auch die Oberfläche wird gleichmäßig mit der Farbe behandelt. Frau Mann macht das hier freundlicherweise für uns.
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Druckfarbe abnehmen |
Mit dem glatten Papier der Telefonbuchseiten nimmt sie dann die überschüssige Farbe vorsichtig wieder vom Tetrapak ab, bis sich die Farbe in den eingeritzten Linien und Punkten des Motivs befindet und nur noch ein leichter Farbfilm auf der unbearbeiteten Oberfläche zu sehen ist. Nimmt man alle Farbe von der Oberfläche ab, wirkt das Ergebnis anschließend sehr hart.
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fertig zum Drucken |
Das ist nun die fertig vorbereitete Druckplatte, mit der wir nun alle an die kleine Handdruckmaschine treten können, um gespannt auf den Druck zu warten.
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Drucken |
Auf einer Seite der Maschine wird das zuvor in Wasser eingeweichte Papier aufgelegt. Darauf wird der Tetrapak möglichst genau positioniert. Mein Vater hat ein mittige Position gewählt.
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Druckplatte wird gleich hochgenommen |
Durch Drehen am Rad wird nun Papier und Druckvorlage durch die Presse gefahren. Die weichen Papierfasern drücken sich dabei in die Vertiefungen der Druckplatte und nehmen die Farbe auf.
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fertiger Druck |
Und das ist das Ergebnis. Sieht doch wirklich wunderbar historisch aus!
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Druckplatte wird abgenommen |
Hier kommt das zweite Motiv aus der Druckmaschine: ein tolles Kirchenportal aus der Umgebung.
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fertiger Druck Kirchenportal |
Da sich nach dem Druck noch immer etwas Farbe in der Druckplatte befindet, kann man noch mal ein bisschen Papier auflegen und eine Karte drucken. Für einen richtig guten Druck in Originalgröße reicht die Farbe nicht mehr, aber für ein Kärtchen geht es noch gut.
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Karten |
Dazu kann man zum Beispiel solche Klappkarten verwenden.
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Kartendruck |
Dann wird nur der interessanteste Teil des Motivs gedruckt.
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fertige Karte |
Die Karte ist etwas heller als der erste Druck, aber immer noch sehr schön gelungen.
Auch aus dem Schepken Christi wurde noch eine kleinere Variante.
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einer der Räume im Haus Westerhoff |
In den Räumen des Hauses Westerhoff kann man noch eine ganze Menge mehr entdecken. Tolle, fantasievolle Motive, mehrfarbige Drucke, Kinderzeichnungen und andere Arbeitsproben.
Stefi Mann macht wirklich ganz wundervolle Radierungen, die man hier und da an den Wänden und Fenstern finden kann. Sie und ihr Mann sind außerdem total entzückende Gastgeber, bei denen man sich von Herzen willkommen fühlt.
Danke, liebe Manns, für den herrlichen Nachmittag!
Und hier noch der Link zur
Homepage der Künstlerin: http://www.gillekuhr.de/