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Sonntag, 24. März 2013

How to make: Haferseife

Die Seifenfertigung ist eine gefährliche Angelegenheit! Aber nun auch wieder nicht sooo lebensgefährlich, dass ich mich nicht rantrauen würde. Die üble Gefahr versteckt sich im Natriumhydroxid (NaOH), einer Chemikalie, mit der nicht zu spaßen ist, denn sie ist stark ätzend. Es ist im Grunde Rohrreiniger. Kauft oder bestellt man es in der Apotheke, so wird man misstrauisch gefragt, was man denn damit vorhabe. "Das brauch ich für eine Seife. Und, ja, ich weiß: Schutzvorschriften beachten."

Hat man den NaOH-Kauf erledigt, ist die erste Hürde schon mal locker genommen. Was braucht man noch? Fett! Schön viel Fett! Festes und flüssiges Fett. Keine Sorge, nichts davon landet irgendwann auf den Hüften. Außerdem braucht man destilliertes Wasser und optional Farben, Düfte und sonstige Zusätze. Im Supermarkt um die Ecke hab ich die meisten Zutaten für meine Seife bekommen. Das verwendete Parfümöl hatte ich noch vorrätig. An Fetten habe ich Rapsöl, Olivenöl, Kokosfett und Sonnenblumenmargarine ausgesucht und abgewogen. Mit einem komplizierten Berechnungsverfahren kann man ermitteln, wieviel Natriumhydroxid und Wasser benötigt wird. Oder aber man schaut bei 
Dort gibt man die Mengen des Öls ein und schon sagt einem der Rechner, welche Mengen an NaOH und Wasser angeraten sind. 

Zutaten

Rezept
So, alle Zutaten stehen parat und das Rezept ist fertig ausgedacht. Jetzt geht's los! Das Ganze dauert eine Weile, weswegen man sich am besten einen regnerischen Sonntag ohne Ablenkungen für seine Seifenfertigung aussucht. Ganz wichtig ist jetzt: SCHUTZVORSCHRIFTEN BEACHTEN! Das bedeutet Mundschutz, Brille, Handschuhe und ist furchtbar unbequem. Muss aber leider sein. Auch wenn's echt blöd aussieht... Und außerdem: Fenster auf!
Seidenfertigung ist keine Astronautologie, auch wenn's so aussieht.
Aber das NaOH ist halt ein fieses Zeug. Trotzdem werden wir jetzt damit arbeiten. Der Seifenrechner hatte 274 g davon empfohlen, was in der Seife nachher einen neutralen ph-Wert erzeugen soll. Natriumhydroxid und destilliertes Wasser müssen grammgenau abgewogen werden.
Vor dem Showdown. Gleich trifft NaOH auf H2O.
In der grünen Schüssel ist das Teufelszeug und in der blauen das Wasser. Und jetzt schütten wir beides zusammen. MOMENT MAL!! Nicht so eilig! Das Pulver wird unter ständigem Rühren langsam nach und nach  zum Wasser dazugegeben. Am besten mit ganz langen Armen, denn es können sich nicht so gesunde Dämpfe bilden, die man besser nicht einatmet. Deswegen steht auch das Fenster auf. Die gemischte Natron-Lauge ist erst mal etwas trüb, wird beim weiteren Rühren aber klar. Und HEISS! 
Vorsicht giftig!
Die Schüssel steht bei mir nicht nur aus Sicherheitsgründen in der Spüle, sondern auch noch aus einem praktischen Aspekt heraus. Um der Flüssigkeit beim Abkühlen behilflich zu sein, fülle ich kaltes Wasser ein paar Zentimeter hoch in die Spüle. Das kühlt jetzt erst mal auf Zimmertemperatur ab.
feste Fette
Währenddessen widmen wir uns den festen Fetten, die noch zu fest sind. Kokosfett und Margarine kommen nun in einen großen Topf. Vorzugsweise mit einem stylischen 70er-Jahre-Motiv außen dran. Keine Ahnung, warum das so ist, aber man sieht es so in den meisten Seifenrezeptbüchern. In dem Topf der Blumenkinderzeit wird das Fett nun langsam geschmolzen .
flüssig werdende feste Fette
Und dann lassen wir auch das etwas abkühlen. Dann gießen wir die schon vorher flüssig gewesenen Fette, also das Rapsöl und das Olivenöl, dazu. Das ergibt dann einen großen Topf voll sehr fettiger Suppe.
sehr fettige Suppe

In die fettige Suppe geben wir nun die gifte Lauge. Das klingt im Moment noch nicht sehr appetitlich, aber das kommt noch!  Denn nun wird die Seifenmasse gerührt.
Rühren und Pürieren
Und zwar immer abwechselnd mit dem Löffel und dem Pürierstab. Verwendet man nur den Löffel, geht es auch, dauert aber unendlich viel länger. Da schläft einem eher der Rührarm ein, als dass die Seife andickt. Denn genau darauf arbeiten wir nun hin. Die Seife soll andicken.
Auf gar keinen Fall den Löffel ablecken!!

Dabei wird sie farblich um einiges attraktiver, weil sie nun wie frisch gekochter Vanillepudding aussieht. Aber bis dahin dauert es halt eine Weile, die man mit Rühren und Pürieren und Schutzbrille und Handschuhen verbringt.
Parfümöl dazu.
Im leicht angedickten Zustand kann man der Seife dann den gewünschten Duft verpassen. Ich hab hier mal das Honig-Milch-Parfümöl gewählt. Eigentlich sollte das Hafer-Milch-Honig-Parfümöl auch noch rein, aber das hab ich vergessen. Nicht so tragisch! Riecht trotzdem schon super-lecker!
Die Seife zeichnet.
Dann passiert, worauf wir gewartet haben: die Seife "zeichnet". Das heißt, die Masse, die vom Löffel fällt, bleibt auf der Oberfläche liegen. Und das heißt, die Seifenmasse ist jetzt fertig.
Nicht nachmachen! Das Hafermehl erst mit ein bisschen Seifenmasse glattrühren.
Doch bevor ich sie abfülle, gebe ich für einen kleinen Peelingeffekt noch Hafermehl (aus gemahlenen körnigen Haferflocken) dazu, indem ich drei Esslöffel von der Masse abnehme und mit dem Hafermehl glattrühre... Das war zumindest der Plan, der mir erst eine Sekunde nachdem ich das Hafermehl in die komplette Seifenmasse gegeben hatte, wieder eingefallen ist. Wenn das mal keine Klümpchen gibt! Noch mal kräftig rühren und pürieren!
Seifenform
aufgekleidete Seifenform
Dann kommt die Seifenform ins Spiel. Das ist diese Holzform aus Buchenholz, die ich mit meinen Vater zusammen gezimmert habe. Diese Form wird mit einem aufgeschnittenen Gelben Sack ausgelegt, so dass die Seife auf der Innenseite der Folie zu liegen kommt. Da kann nämlich keine Schriftfarbe abfärben.

Abgefüllt.
 Die Seife ist nun in der Form, wird mit der Folie oben abgedeckt und legt sich nun schlafen. Das heißt wirklich so!
Abgedeckt.
 Meine Seife schläft zwischen Kissen und Decken.
Psssst! Die Seife schläft.
Und nach zwei Stunden fängt sie an, sich von innen aufzuheizen. Das nennt sich die "Gelphase". Was genau da passiert, weiß ich auch nicht, aber es macht Spaß immer mal wieder auf die Seife zu fassen (also auf die Folie, nicht die Seife anfassen!!), um zu fühlen, ob sie noch warm ist. Am nächsten Morgen ist sie dann aber kalt.
Eigentlich wollte ich sie dann in Scheiben schneiden, aber sie war noch zu weich. Auch nach weiteren drei Tagen noch. 18 Tage später hab ich die Geduld verloren und die Seife ihre weiche Konsistenz.
fertiger Seifenblock
War die Seife nicht vanillepuddingfarben?? Doch, war sie. Aber es kann sein, dass das zugegebene Parfümöl die Farbe während der Gelphase verändert. Jetzt sieht sie aus wie eine Schokobutter. Und hat auch die Konsiztenz von weicher Butter. Fester wäre eigentlich schöner. Aber egal. Schneiden wir das gute Stück also in kleine Stücke.
überraschendes Inneres
Was ist das denn jetzt?? Außen braun in innen beige? Damit hatte ich nicht gerechnet. Aber beim Seifenmachen ist man vor Überraschungen nie sicher.
Zuschnitt
Da ich nicht weiß, wie ich diese Erscheinungsbild finde, schneide ich bei einer Hälfte den brauen Rand ab und lasse ihn an der anderen Hälfte dran.
Jetzt reift mal schön!
In einem Karton bewahre ich die Seife jetzt einige Wochen auf, damit sie reifen und weiter trocknen kann. Mindestens sechs Wochen dauert dieser Vorgang. Danach sollte die Seife seifig schmecken und nicht mehr auf der Zunge britzeln. Beißt da bloß nicht rein!! Der Prüfvorgang heißt "Küsschentest", nicht "Mundgefühltest". In dieser Reifezeit bildet sich das Gefährliche an der Lauge zurück und der ph-Wert wird hautverträglich. Ich bin kein Chemiker. Obwohl ich in der Schule mal irgendwas von "OH-Gruppe" gehört hab.
Label basteln
Ist die Seife gebrauchs- bzw. verschenkfertig, ist eine Banderole schön. Dazu druck ich mir ein Label für die Vorderseite und die Angabe der Inhaltsstoffe für die Rückseite mit dem PC aus. Aus selbstgeschöpftem Papier (wie das geht, zeig ich vielleicht mal bei anderer Gelegenheit) reiße ich unter Zuhilfenahme eines Lineals einen Streifen zurecht.
fertig zum Verschenken
Das braune Papier wird um die Seife gelegt, hinten mit einem Stückchen Klebeband verschlossen und mit dem Label beklebt.
Rückseite mit Fehler
Ups, was ich jetzt erst sehe, ich hab das falsche Parfümöl auf der Inhaltsangabe stehe. Das wird noch geändert. Die Seife muss eh noch zwei Monate reifen... ;)